Sonntag, 8. November 2009

Kunst als Ambiente

Hamburger Künstler*innen und Kulturschaffende haben ein Manifest verfasst. Es gefällt ihnen ganz und gar nicht mehr, dass "Kreative" instrumentalisiert werden, um einen Standort attraktiv zu gestalten, und damit Teil eines Marketing-Konzepts zu werden.

Es ist dies ein Phänomen, dass auch der US.Ökonom Richard Florida beschreibt. Für ihn stellt die sogenannte "Kreative Klasse" die Voraussetzung für das Prosperieren einer Metropole dar. Nicht wenige Städte und Metropolen nutzen diesen Umstand für ihre Image-Kampagnen. Welchen Nutzen die besagte "Kreative Klasse", die diesen Nährboden erst bereitstellt, davon hat, bleibt fraglich.

Hier das Manifest aus Hamburg, das auch unterzeichnet werden kann:

Not In Our Name, Marke Hamburg!

Mittwoch, 23. September 2009

Die Anwort von Herrn Amann (SPD)

Sehr geehrter Herr Beck,

bitte verzeihen Sie, dass ich Ihnen heute erst antworte, aber wahlkampfbedingt kam ich einfach nicht früher dazu.


Sehr gerne beantworte ich Ihre Fragen, da sie sich mit einem sehr wichtigen Thema beschäftigen, nämlich: Welchen Stellenwert hat Kultur in unserer Gesellschaft und in der Politik bzw. welchen Wert sollte sie haben?


Und als Gründungsmitglied des "Frankfurter Kulturforums der Sozialdemokratie" ist dies ein Thema, das mir auch persönlich sehr am Herzen liegt.

Nun aber zu Ihren Fragen im Einzelnen:


- Wie soll dieser Kreativpakt aussehen?

Hier erspare ich mir eine längere Antwort, denn zum einen können Sie im so genannten "Deutschland-Plan" ("Die Arbeit von morgen") unseres Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier nachlesen, was er dazu schreibt und zum anderen hänge ich Ihnen einen Text zu diesem Thema an, der von einer Reihe prominenter Künstler und Kreativer veröffentlicht wurde, die darin ihre Vorstellung eines sozialdemokratischen Kreativpakts formulieren.


- Bekennen Sie sich zum Fortbestand der Künstlersozialkasse?

Klare Antwort: Ja!

Die deutsche Künstlersozialversicherung ist ein Erfolgsmodell, um das uns Künstler in vielen anderen Ländern beneiden. Wir Sozialdemokraten haben uns in der vergangenen Legislaturperiode erfolgreich dafür eingesetzt, sie zu stärken und weiterzuentwickeln. So gelang es uns beispielsweise ganz aktuell, den Bezug für Arbeitslosengeld I für kurzzeitig Beschäftigte (wie es z.B. in der Filmbranche typisch ist) zu erleichtern.


- Unterstützen Sie die Idee und Entwicklung eines bedingungslosen

Grundeinkommens?

Auch wenn das bedingungslose Grundeinkommen erst einmal eine verlockende Idee zu sein scheint, hält diese - wie viele verlockende Utopien – nach meiner Auffassung einer Realitätsüberprüfung nicht stand, wenn man sich mit allen auftretenden Detailfragen und Konsequenzen beschäftigt. Ich halte ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht nur für unfinanzierbar, sondern ich halte vor allem die Grundannahme für falsch, die unterstellt, der Staat hätte eine bestimmte Summe an Geld zur Verfügung, die er verteilen könnte – ganz egal wie viele sich und in welchem Ausmaß an der Erarbeitung dieses Wohlstandes beteiligen. Mir erscheint das als sehr weltfremd und ich teile dabei die Meinung des französischen Soziologen Robert Castel: „Aber manche Utopien sind gefährlich, weil sie von der Suche nach realistischeren Alternativen ablenken“.

Mich persönlich haben insbesondere die Argumente von Julian Nida-Rümelin, Eberhard Eichenhofer, Horst Siebert und Christoph Buttwerwegge davon überzeugt, dass die Idee eines "bedingungslosen Grundeinkommens" nichts mehr als eine sozialromantische Illusion ist. Wenn Sie im Internet nach diesen Namen suchen, finden Sie einige gute Artikel zu diesem Thema, die sich ausführlicher als meine Antwort damit auseinandersetzen


- Stehen Sie zum Staatsziel Kultur im Grundgesetz?

Ja - auch wenn ich ansonsten eher skeptisch bin, wenn es darum geht, das Grundgesetz durch immer weitere „Staatsziele“ zu erweitern.


- Wie wollen Sie Künstler finanzieren, und nicht bloß fördern?

Der Staat ist ein wichtiger Käufer, Nachfrager und Auftraggeber von Kunst und soll es auch bleiben. Dass der Staat aber allen Künstlern sozusagen in Form einer unbegrenzten „Abnahmegarantie“ das Überleben sichert, kann ich mir nicht vorstellen. Zum einen widerspräche dies den Grundlagen unseres Wirtschaftssystems und würde Künstler anderen Berufsgruppen gegenüber bevorzugen, aber auch die staatliche Abhängigkeit, die dadurch entstünde, widerspräche meinem Verständnis einer „freien Kunst“.


Wichtig ist m.E. vielmehr die Finanzierung und Organisation der sozialen Absicherung von Künstlern, Kultur- und Medienschaffenden und die Herstellung von Rahmenbedingungen, welche das Schaffen von Kunst ermöglicht und fördert. Dies ist einer der Gründe, weshalb ich, wie oben bereits ausgeführt, die Künstlersozialkasse (KSK) unterstütze. Da sich auch die Arbeits- und Lebensbedingungen der meisten Künstler verändern, muss auch die KSK ständig weiterentwickelt werden, indem wir beispielsweise die Zugangsbedingungen und die Finanzierung überprüfen und den sich verändernden Realitäten anpassen. Als Sozialdemokrat setze ich mich aber auch für Tarifverträge und soziale Mindeststandards im Kultur- und Medienbereich ein, insbesondere auch für Praktikanten.


Und ich setze mich für die Finanzierung von Stipendien und Ateliers ein – soweit ich das als Abgeordneter (z.B. auch mit meinen Beiträgen zur öffentlichen Meinungsbildung) beeinflussen kann.


Ich halte es für sinnvoll, die Einführung einer Kulturflatrate endlich einmal ernsthaft zu prüfen. Eine gesetzlich geregelte Pauschalabgabe auf Internet-Anschlüsse könnte an Künstler und Kreative verteilt werden; im Gegenzug könnte die Weitergabe digitaler Kopien zum Beispiel in Filesharing-Netzen legalisiert werden. Der ganze Themenkomplex des Schutzes geistigen Eigentums und die Anpassung der Verdienstmöglichkeiten für Künstler und Kreative an die Gegebenheiten digitaler Herstellung und Distribution spielen bei der Finanzierung von Kunst eine große Rolle. Wir brauchen einen vernünftigen Ausgleich zwischen Nutzerfreundlichkeit und den Rechten der Kreativen.


Zu den wichtigen Instrumenten des Bundes, die Rahmenbedingungen der Künstler und Kulturberufe zu gestalten, gehört auch die Steuergesetzgebung. Unser allgemeines Steuerrecht enthält bereits verschiedenste Regelungen im Einkommens- und Umsatzsteuerrecht, welche die besondere Situation von Künstlern berücksichtigen und der Förderung von Kunst und Kultur dienen. Es gibt aber immer wieder Fortentwicklungen, die noch nicht den Eingang in die Gesetzgebungs-Maschinerie gefunden haben. Das betrifft zum Beispiel den längst in den Kanon der Kunstwerke aufgenommenen Bereich der Kunstfotografie. Kunstwerke unterliegen dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Dieser ermäßigte Satz muss auch zukünftig so bleiben.


Übrigens war es Bundeskanzler Gerhard Schröder, welcher der Kultur in Deutschland durch die Berufung eines Bundeskulturbeauftragten mehr Gewicht verliehen hat, auch wenn ich persönlich den derzeitigen Kulturstaatsminister eher etwas farblos finde. Angela Merkel hat sich außer der Präsenz bei den Bayreuther Festspielen bisher kaum um die Kultur gekümmert. Ich fände eine stärkere Koordination der Kulturpolitik der Länder seitens des Bundes wünschenswert, denn grundsätzlich halte ich es für wichtig, dass die Kultur auch im Bund eine größere Rolle einnimmt. Ich habe es daher schon immer für problematisch erachtet, die Kultur den einzelnen Bundesländern alleine zu überlassen.


Sie können meine Antwort auch gerne, falls Sie dies wünschen, in Ihrem Internetblog veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen,
Gregor Amann, MdB

Dienstag, 22. September 2009

KUNST UND KULTUR - Die Aktivitäten der SPD

von Verena Lettmayer

Am 27. September ist Bundestagswahl.
Daher habe auch ich in Kollaboration mit the thing frankfurt & Stefan Beck eine Email an die Direktkandidaten einiger Parteien im Wahlkreis Offenbach Stadt gesandt. Ich erkundigte mich darin nach deren Standpunkten bezüglich KUNST UND KULTUR.

HIER DIE ANTWORT VON:


SPD
* Uta Zapf
:

Berlin, 14.09.2009

Sehr geehrte Frau Lettmayer,
vielen Dank für Ihre Nachfrage vom 08.09.2009. Sie fragen für das Kunstprojekt „the thing frankfurt“ nach der Haltung der SPD zu Kunst und Kultur und zu Finanzierungsmöglichkeitenfür Kulturschaffende.

Seit 1998 gibt es in der Regierung der Bundesrepublik Deutschland eine/n
Kulturbeauftragte/n im Bundeskanzleramt mit Stimme im Bundeskabinett. Diese Position wurde von Gerhard Schröder geschaffen, weil er und die SPD die zunehmende Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft für die kulturelle Infrastruktur, für Wachstum, Beschäftigung und Innovation erkannt hatte.

Seither sind viele Gesetzesänderungen von der SPD initiiert und durchgesetzt worden, die auf diesen Bereich zielen. Dazu gehören die Neuregelungen des Urheberrechts (2003 und 2007) ebenso wie die Änderungen im Sozialrecht, die den Künstlerinnen und Künstlern eine bessere finanzielle Situation ermöglichen.

Dazu gehören die Reform der Künstlersozialversicherung, von der seither sehr viel mehr Personen profitieren und die Regelung, dass Künstler auch nach wenigen Monaten Beschäftigung schon Arbeitslosengeld bekommen können. Zudem sind die Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement auch im Kulturbereich deutlich verbessert worden, z.B. durch Ausweitung von Versicherungsleistungen im Schadensfall. Der Freiwilligendienst „Kulturweit“ des Auswärtigen Amtes ist eine von der Bundesrepublik mitfinanziertes Programm, um jungen Menschen im Kulturbereich Möglichkeiten zur praktischen Erprobung zu geben.

Um die Kreativ- und Kulturwirtschaft weiter zu stärken, wollen wir diese Verbesserungen zu neuen Lizenzformen beim Urheberrecht weiterentwickeln, damit die Verwertungsrechte auf den technologischen Wandel abgestimmt sind und Kreativen gerechtere Einkommenschancen ermöglicht werden. Soziale Sicherungssysteme müssen die besonderen Erwerbsrealitäten von Kreativen besser berücksichtigen.

Darüber hinaus soll ein „Kreativpakt“ zwischen Politik, Wirtschaft, Künstlern und Kreativen eine gegenseitige ermöglichen, in dessen Rahmen die Förderung künstlerischer Kreativität ebenso gestaltet werden soll, wie ihre soziale Absicherung und ihre Bildungsmöglichkeiten.

Viele Kommunen bieten ihren Künstlerinnen und Künstlern heute subventionierte Ateliers und Ausstellungsmöglichkeiten in öffentlichen Räumen an, einzelne vergeben auch Stipendien. Sicherlich könnte hier noch mehr Förderung helfen. Auf Bundesebene kann das durch z.B. steuerliche Begünstigung von Stiftungen und Kulturvereinen oder durch öffentlich geförderte Baumaßnahmen z.B. wie zur Zeit im Rahmen des Konjunkturpaketes II geschehen. Auch die Ausstattung der Museen mit finanziellen Mitteln für den Erwerb von künstlerischen Arbeiten ist eine solche Unterstützung von staatlicher Seite.

All diese Maßnahmen existieren bereits, sollen aber nach dem von Frank-Walter Steinmeier vorgelegten Deutschlandplan erweitert und besser koordiniert werden, weil im Bereich der Kreativwirtschaft ein wichtiger Motor für die Arbeit von morgen gesehen wird.

Freitag, 18. September 2009

Die Antwort von Herrn Dr. Zimmer (CDU)

Sehr geehrter Herr Beck,
vielen Dank für Ihre Mail. Ich habe im Wirtschaftsdezernat der Stadt die Initiative mit betreut, die Kreativwirtschaft zu fördern. Dazu gehörte auch dass wir uns darüber Gedanken gemacht haben, ob es nicht möglich ist, leerstehende Geschäftsräume einer kulturellen Zwischennutzung zuzuführen. Ich habe also tatsächlich ein paar Berührungspunkte (wobei ich davon ausgehe: kulturell interssiert zu sein alleine zählt für Sie nicht).
Dieses vorausgeschickt, darf ich Ihre Fragen wie folgt beantworten:

- bekennen Sie sich zum Fortbestand der Künstlersozialkasse?

Ja

- unterstützen Sie die Idee und Entwicklung eines bedingungslosen Grundeinkommens?

Nein -- und überdies: Was hat das mit Kulturförderung zu tun? Diesen Zusammenhang sehe ich nicht.

- stehen Sie zum Staatsziel Kultur im Grundgesetz?

Nein.

- wie wollen Sie Künstler finanzieren, und nicht bloß fördern?

Ich verstehe gut, dass Sie Interessenpolitik machen -- aber nach meinem Selbstverständnis ist ein Abgeordneter dem Gemeinwohl verpflichtet.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Matthias Zimmer

Montag, 14. September 2009

Meine Fragen an Herrn Amann (SPD)

Sehr geehrter Herr Amann,

ich schreiben Ihnen als Wähler Ihres Wahlkreises und als Medienkünstler.

Frankfurt ist nach dem Bankensektor ein bedeutender Standort für kreative Menschen, in der Werbung, im Film, in den neuen Medien, und auch in der Kunst.

Künstlern in Frankfurt geht es nicht gut. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, bezahlbare Räume Mangelware, die Kulturpolitik ist vorwiegend an Hochkultur ausgerichtet.

Auf Ihrer Webseite in der Rubrik "Politisches ABC" schreiben Sie:

Frankfurt ist eine Stadt der Kreativen, der Künstler und der Kulturschaffenden. Doch noch immer ist Kreativität sozial und finanziell nicht ausreichend abgesichert. Deshalb schlagen wir Sozialdemokraten einen Kreativpakt zwischen Politik, Wirtschaft, Künstlern und Kreativen vor, in dem wirtschaftliche Fragen, Fragen der sozialen Sicherung, der Bildung und der Teilhabe gemeinsam erörtert werden. Mir geht es dabei vor allem um die gerechte Vergütung kreativer Arbeit. Kultur- und Medienschaffende, Künstlerinnen und Künstler und Kreative sollen von ihrer Arbeit leben können.


Wie soll dieser Kreativpakt genau aussehen?

Ich frage Sie weiter:

- bekennen Sie sich zum Fortbestand der Künstlersozialkasse?

- unterstützen Sie die Idee und Entwicklung eines bedingungslosen Grundeinkommens?

- stehen Sie zum Staatsziel Kultur im Grundgesetz?

- wie wollen Sie Künstler finanzieren, und nicht bloß fördern?

Erlauben Sie mir Ihre Antworten auf meinem Blog zum Anlaß der Bundestagswahl zu veröffentlichen.

--> http://fuerkuenstler.blogspot.com/

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Beck

steinbrueck-spd-1090273

Meine Fragen an Herrn Dr. Zimmer (CDU)

Sehr geehrter Herr Dr. Zimmer,

ich schreiben Ihnen als Wähler Ihres Wahlkreises und als Medienkünstler.

Auf Plakaten werben Sie mit "Frankfurter Kompetenz" für Berlin.

Worin genau besteht Ihre Kompetenz in kulturellen Angelegenheiten?

Frankfurt ist nach dem Bankensektor ein bedeutender Standort für kreative Menschen, in der Werbung, im Film, in den neuen Medien, und auch in der Kunst.

Künstlern in Frankfurt geht es nicht gut. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, bezahlbare Räume Mangelware, die Kulturpolitik ist vorwiegend an Hochkultur ausgerichtet. Auch auf Bundesebene sind Veränderungen möglich.

Ich frage Sie daher:

- bekennen Sie sich zum Fortbestand der Künstlersozialkasse?

- unterstützen Sie die Idee und Entwicklung eines bedingungslosen Grundeinkommens?

- stehen Sie zum Staatsziel Kultur im Grundgesetz?

- wie wollen Sie Künstler finanzieren, und nicht bloß fördern?

Erlauben Sie mir Ihre Antworten auf meinem Blog zum Anlaß der Bundestagswahl zu veröffentlichen.

Da Sie keine Links oder HTML Tags akzeptieren, kann ich Ihnen die Adresse meines Blogs leider nicht anzeigen.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Beck

zimmer-cdu-1090309

Worum gehts?

Milliarden wurden bislang für Banken ausgegeben, die sich verspekuliert haben.

Eine Abwrackprämie erhält jeder, der ein altes Auto vorweisen kann.

Während von Künstlern Innovation, Eigenständigkeit, Kreativität, Originalität und Authentizität verlangt werden. (laut Webseite des Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst)

Künstler leisten wichtige und entscheidende Beiträge zur Fortentwicklung unserer Gesellschaft.

Sie sollten entsprechend finanziert (nicht bloß gefördert!) werden.

Mach mit!

Unterstütze unser Anliegen.

Lass Dich selbst vor einem Wahlplakat fotografieren. Schick uns das Foto oder den Link.

Schreibe den PolitikerInnen Deines Wahlkreises und frage sie, was sie für Künstler getan haben oder tun werden.